Mit Hackschnitzeln in die Zukunft und die Vorteile der Gemeinschaft – Zweiter Energiestammtisch in Ransbach a.d.H.

Die Hackschnitzelheizung gilt als CO2-neutral und komfortabel. Gegenüber den Holzscheiten hat das geschredderte Holz den Vorteil, dass man sich viel Arbeit erspart und das tägliche Nachlegen entfällt. Das macht die Anlage nämlich vollautomatisch. Auch das Absägen und Spalten des Holzes entfällt, dafür können auch Äste und kleineres Restholz verwendet werden. „In rund eineinhalb Stunden ist der Jahresbedarf gehackt“, erläuterte Otto Schaffert die Vorteile seiner Hackschnitzelheizung. Die steht in Ransbach an der Holzecke und dort startete auch der zweite Schnelldorfer Energiestammtisch. 20 Teilnehmer nutzten am 22. November die Gelegenheit, sich ungezwungen über die Nutzung des erneuerbaren Brennstoffes vor Ort zu informieren.

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Allerdings wird für die Hackschnitzel ein größerer Lagerraum benötigt, was auf dem Land eigentlich kein Problem sein dürfte. Otto Schaffert hat dafür seine alte Scheune umfunktioniert, wo die Hackschnitzel gelagert und produziert werden. Wegen der Staubentwicklung beim Schreddern kriegt der Nachbar rechtzeitig Bescheid, um die Fernsterläden kurz dicht zu machen. Dann blieben die Fenster sauber. Eine Besonderheit ist der Heizraum, der sich nicht im Haus befindet, sondern auf der anderen Straßenseite steht. Über eine 50 Meter lange, unterirdische Nahwärmeleitung ist das Wohnhaus angeschlossen. Recht großzügig dimensioniert ist der Kessel, er hat eine Leistung von 35 kW. Ausschlaggebend für die Umstellung auf Hackschnitzel war jedoch, dass er einfach eine mögliche Brandgefahr vermeiden wollte, die im Unglücksfall beim Bestücken und Anzünden des Brennholzes passieren könnte.

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Mit zehn Häusern und 14 Haushalten ist der kleine Ortsteil recht überschaubar und bot eine gute Anschauung, um zu überlegen, wie es mit erneuerbaren Energien in der Gemeinde weiter gehen sollte. Fünf Haushalte heizen in Ransbach mit Hackschnitzeln, drei mit Scheitholz. Der Rest nutzt Heizöl oder Strom für die Wärme. Bemerkenswert sind hier auch die zehn Photovoltaikanlagen, die zusammen auf 174 kW installierte Leistung und 65.500 Euro Einspeisevergütung kommen. Im Vorfeld hatte Frieder Strohmeier diese Daten recherchiert und konnte sie bei der anschließenden Auswertungsrunde in der Gaststätte Bergmann im Nachbarort Haundorf einbringen, wohin der Energiestammtisch umgezogen war. Was aber viele über Ransbach nicht (mehr) wissen: Früher war der Wald „Allmende“ und wurde von der Dorfgemeinschaft gemeinschaftlich genutzt. Weil heute aber nur noch wenige Einwohner in der Landwirtschaft tätig sind und „jeder für die Energie selber sorgen muss“, nahm die Diskussionsrunde das zum Anlass, über den Gemeinschaftsgedanken und die möglichen Vorteile nachzudenken. Denn in Zukunft komme es darauf an, die Energieerzeuger und -abnehmer zusammenzubringen und mehr Miteinander zu tun, war man sich einig. Die, die Wald haben und Hackschnitzel produzieren mit denen, die das Material für ihre Heizung benötigen. Oder die, die eine Photovoltaikanlage haben, mit denen, die in Zukunft Strom für ihr Elektroauto tanken bzw. die Batterie als Stromspeicher nutzen können. Noch etwas visionär klang freilich die Idee, eine Schnelldorfer „Energiebörse“ (wie die Strombörse in Leipzig) ins Leben zu rufen, um das Geben und Nehmen besser koordinieren und untereinander verrechnen zu können. Vor allem bei Hackschnitzeln sei es schwierig zu sagen, was die Produktion inklusive der Holzernte tatsächlich kostet, wurde ergänzt. Hilfsweise könnten die Beteiligten der Fernwärme in Gailroth einen „Wärmespiegel“ berechnen, wurde vorgeschlagen.

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Weil der Gemeinschaftsgedanke auch mit der eigenen Nachbarschaft zusammenhängt, muss der Vollständigkeit halber an dieser Stelle noch eine Ergänzung zur Wärmepumpe aufgezeigt werden, die beim ersten Energiestammtisch beleuchtet wurde. Denn neben den Vorteilen, die eine Wärmepumpe hat und die aufzeigt wurden, gibt es durchaus auch Nachteile wie Lärmentwicklung und kalte bzw. feuchte Luft, die beim Nachbar zu Beeinträchtigungen führen können. Wer also die nächste Wärmepumpe plant, sollte auf ausreichenden Abstand zum Nachbarhaus achten und sich frühzeitig mit ihm absprechen, wurde als wichtiger Hinweis deshalb aufgenommen.

Ein weiteres Thema war die energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen. Hier wurde besprochen, wie man schrittweise vorgehen kann und was man bei einer Sanierung beachten muss. Als grundsätzliche Empfehlung wurde genannt, im ersten Schritt den Ist-Zustand des Hauses zu ermitteln und dafür einen guten Energieberater oder Handwerker zu Rate zu ziehen. Nicht immer machten jedoch höhere Vorgaben Sinn, die von bestimmten Förderprogrammen gefordert sind. Als Beispiel wurde die Dreifachverglasung von Fenstern genannt, die mit der Isolierung der Wände abgestimmt werden muss, sonst drohe schnell Schimmelgefahr. Daher gelte es, genau zu überlegen: „Was habe ich davon?“, wurde als entscheidende Fragestellung identifiziert. Nur so könne man dann zielgerichtet entweder die Fassade, das Dach oder die Heizung angehen. Neben dem Umweltgedanken und der Werterhaltung spielt bei vielen Sanierungen auch die Verbesserung des Raumklimas eine Rolle, war ein weiterer Hinweis. Denn eine gute Dämmung nütze im Sommer auch gegen die Hitze. Wichtig sei zudem, auf natürliches Isolierungsmaterial z.B. Holzfasern zu achten.

Der nächste Energiestammtisch soll im Januar stattfinden. Dann geht es in den Nachbarlandkreis zum Projekt eFüßle in Füßbach, wo angeschaut wird, wie Crasharing mit Elektroautos auf dem Land funktioniert. Der Strom kommt dort von der Biogasanlage. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Die Vorteile der Wärmepumpe – Erster Energiestammtisch in Steinbach a.d.H.

Wenig Arbeit, kein Kaminkehrer und wartungsfrei – das waren am Ende die besten Argumente, die beim ersten Energiestammtisch in Steinbach an der Holzecke für den Einsatz einer Wärmepumpe im Ein- oder Zweifamilienhaus sprechen. Unter dem Motto „Schnelldorf voller Energie“ kamen knapp 20 Bürgerinnen und Bürger in einem der kleineren Ortsteile der Gemeinde Schnelldorf zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und sich ungezwungen zu einem aktuellen Energiethema zu informieren. Obwohl das mit der Wartungsfreiheit ja nicht ganz stimmte. Denn beim Wohnhaus der Familie Kurt Braun, wo die Funktion der Wärmepumpe am praktischen Beispiel gezeigt wurde, war sie in den letzten sechs Jahren, seit sie dort läuft, doch tatsächlich einmal außer Betrieb geraten. Eine kleine Maus war wohl etwas zu neugierig gewesen und hatte einen Kurzschluss in der Elektronik verursacht. Der konnte umgehend behoben und vom fürsorglichen Hausherrn durch Nagerdraht auch in Zukunft verhindert werden.

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„Die Wärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank. Sie entzieht der Luft draußen Wärme, die man drinnen zum Heizen und fürs Warmwasser benötigt“, erklärte ein Anwesender. Zur Steigerung der Temperatur wird dabei ein flüssiges Kühlmittel erwärmt, über einen Kompressor verdichtet und dadurch weiter erwärmt. Auch bei kalten Minusgraden ist das deshalb noch effizient. Die Luft/Wasser-Wärmepumpe bei den Brauns hat eine Heizleistung von 14 kW. Pro Jahr werden rund 8.000 kWh für die Wärme verbraucht. Der Clou ist hier jedoch die Kombination mit einer Photovoltaikanlage, die die Heizungsanlage betreibt und so hilft, die Stromkosten etwa zu halbieren. Zwei weitere Solaranlagen werden für die Stromeinspeisung und den Eigenverbrauch eingesetzt. Aber auch ohne Solaranlage ist der Einsatz einer Wärmepumpe sinnvoll. Dann sollte man jedoch zum Ökostrom wechseln oder regionale Stromanbieter favorisieren, war sich die Runde einig, um möglichst viel Wertschöpfung hier zu halten. Wie genau der Strommarkt in Schnelldorf und Umgebung aussieht, könnte dann bei einem der nächsten Treffen Thema sein, wurde vorgeschlagen. Optimal arbeitet die Wärmepumpe mit einer Fußbodenheizung oder anderen Flächenheizungen wie z.B. einer Wandheizung, die zu den Niedrigtemperatursystemen zählen. Im Dachgeschoss hat Kurt Braun Dünnschichtmodule verbaut, die für das Bauen im Bestand große Vorteile haben und einfach an die bestehenden Rohrleitungen angeschlossen werden.

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Gut angenommen wurde auch der kleine Dorfrundgang zu Beginn der Veranstaltung, bei dem eine größere Hackschnitzelanlage mit Pufferspeicher der Firma Stoll-Reisen unter die Lupe genommen wurde. Denn viele der über 80 Einwohner haben in Steinbach noch Waldbesitz und da bietet sich die Nutzung der eigenen Rohstoffe einfach an. Der dortige 100 kW-Brenner auf dem Gelände des Omnibusunternehmens versorgt die drei Wohnhäuser „von der Oma, von den Eltern und von uns selber“ über ein eigenes, unterirdisch verlegtes Wärmenetz, erläuterte Markus Stoll. Besonders spannend waren seine Ausführungen zur Verwendung des richtiges Hackgutes, „das nicht zu feucht und nicht zu grob sein darf und natürlich richtig brennen muss.“ Die richtige Zuführung zur Brennkammer musste sich am Anfang erst einspielen und immer wieder optimiert werden, bekannte er freimütig und verwies auf die regelmäßige Überwachung der Anlage, die für den störungsfreien Betrieb notwendig sei. Die Hackschnitzel bezieht er übrigens auch vom Bauhof der Gemeinde in Schnelldorf, wo eine ähnliche Anlage genutzt wird.

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Bei der Bürgermeisterin Christine Freier, die mit dabei war, kam der erste Energiestammtisch sehr gut an: „Tragen Sie die Veranstaltung weiter, damit möglichst viele vom Austausch untereinander profitieren können“, ermutigte sie die Teilnehmer. Die Stammtische werden in jedem Fall regelmäßig fortgesetzt, stellte sie klar. Termin und Thema für die nächste Veranstaltung werden wieder rechtzeitig bekannt geben.

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