Rückblick Schnelldorfer Energiewoche

Mehrere Veranstaltungen zum Thema in der Energiewoche im Juli 2017

Während der Energiewoche Anfang Juli 2017 im Rahmen des Konzepts SCHNELLDORF VOLLER ENERGIE wurde viel Allgemein- und Fachwissen rund um das Thema Energie, neue Mobilität sowie Klimaschutz zur Verfügung gestellt. Auch wurden viele innovative Produkte und Dienstleistungen und nicht zuletzt diverse Möglichkeiten zur Vernetzung der Bürger und Unternehmen untereinander bzw. auch miteinander vorgestellt, damit wir voneinander lernen und gemeinsam das Thema zu unser aller Nutzen weiter ausbauen können.

 

Energie und Klimaschutz als Thema an der Schnelldorfer Schule

Der Start in die Energiewoche erfolgte mit einem mehrtägigen Projekt an der Schnelldorfer Schule unter Einbeziehung des Energieerlebnispfads der Städte Nürnberg und Fürth mit seinen 14 Stationen. Laut Schulleiterin Brigitte Bauer waren alle sieben Klassen von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe an dem Projekt beteiligt. Die Kinder erfuhren auf interaktive Art und Weise, wie wertvoll Energie ist und welche Relevanz die Reduzierung unseres enormen Ressourcenverbrauchs für eine lebenswerte Zukunft ist bzw. welche Einsparmöglichkeiten es im Bereich Energie gibt und welche erneuerbaren Energien die fossilen Energien ersetzen können.

 

Dorffest und Energietag mit großer Energiemeile in Wildenholz

Das traditionelle Dorffest in Wildenholz wurde dieses Jahr im Rahmen von SCHNELLDORF VOLLER ENERGIE mit einem Energietag verknüpft. Entsprechend wurde eine umfassende „Energiemeile“ mit vielen Ausstellern aufgebaut die sich ausgehend vom Dorffest über die Herrenstraße und die Emmertsweiler Straße bis hin zum Feuerwehrhaus gezogen hat. Das Zentrum für Kulinarik und Unterhaltung war auch dieses Mal wieder der Kern des Dorffestes im Ortszentrum. Die diversen Aussteller aus den Bereichen E-Autos, E-Scooter, E-Bikes, Elektromotorräder, E-Auto-Carsharing bzw. Dorf-E-Auto, Stromerzeugung, Stromspeicherung, etc. waren entsprechend über die ganze Energiemeile verteilt so dass beide Veranstaltungen sehr gut voneinander profitiert haben. Eine anschauliche Veröffentlichung und Präsentation der bisherigen Ergebnisse der beiden Schnelldorfer Energiekonzepte 1 und 2 und auch der Umfrageergebnisse des Studenten Tyll Günner haben die Veranstaltung entsprechend abgerundet.

 

Testfahrten direkt am Rathaus ermöglicht

Im Vorfeld des Expertenforums „Energie und neue Mobilität“ am Dienstag den 04.07.2017. um 18:00 Uhr, das vor allem die Zielgruppe der örtlichen Unternehmer im Auge hatte, konnten die Schnelldorfer Bürger und Unternehmen zwei Tage lang mit insgesamt 12 unterschiedlichen E-Autos bzw. Hybridautos ab dem Rathaus Testfahrten unternehmen, umso das Thema Elektromobilität auch wirklich aktiv erFAHREN zu können.

 

Expertenforum „Energie und neue Mobilität“

Beim Expertenforum am Abend hat Pfarrer Wigbert Lehner aus Oberampfrach in seiner Funktion als Moderator den Ablauf des Abends erläutert und entsprechend die Themen der vier Kurzvorträge wie auch die Referenten vorgestellt.

Beim Expertenforum wurden zunächst die zentralen Themen und Ziele des Energiekonzeptes 2 „SCHNELLDORF VOLLER ENERGIE“ aus Gemeindesicht kurz vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem möglichst viel der benötigten Energie in den drei Bereichen Strom, Wärme und Mobilität selbst zu erzeugen und entsprechend auch selbst zu nutzen, um die Kaufkraft vor Ort noch weiter zu stärken. Die aktuell schon sehr gute Schnelldorf Quote in Sachen Energie-Eigenversorgung von ca. 140 / 25 / 0 ( Strom / Wärme / Mobilität ) soll im Idealfall auf lange Sicht dann in Richtung 100 / 100 / 100 weiterentwickelt werden. Interessant ist entsprechend die Tatsache dass aktuell allein die Privathaushalte in Schnelldorf rund 2 bis 3 Millionen Euro jährlich nur für das Tanken ausgeben. Mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage am Haus kann fast jeder Haushalt rund 40% bis 60% des jährlichen Kraftstoff Verbrauchs relativ einfach selbst produzieren und dies zu einem unschlagbar günstigen Preis von rund 8 bis 15 Cent je kWh. Wenn man das auf einen Liter Benzin bzw. Diesel umrechnet bedeutet dies dass man pro Liter nicht wie aktuell 1,10 Euro bis 1,30 Euro zahlt, sondern nur zwischen 25 und 45 Cent kalkulieren muss.

 

Im ersten Fachvortrag hat Hubert Maierhofer vom Energienetzwerk Carmen e.V., das unter dem Dach des bayerischen Wirtschaftsministeriums angesiedelt ist, die Zuhörer dafür sensibilisiert sich mit dem Laden an der firmeneigenen Photovoltaikanlage bzw. sonstigen eigenen Stromerzeugungsanlagen zu beschäftigen und die damit verbundenen Chancen und Hürden aufgezeigt.

Im anschließenden Vortrag zum Thema E-Mobilität in Unternehmen bzw. Organisationen und Steuern hat Gerd Beierlein von der Kanzlei Köhnlein, Beierlein & Kollegen u.a. darauf aufmerksam gemacht, dass es für Unternehmen nicht nur wie für die Privatpersonen die 10-jährige Steuerbefreiung und die Kaufprämie für E-Fahrzeuge unter 60.000 Euro Kaufpreis gibt, sondern zusätzlich auch Sonderabschreibungen zwischen 20% und 50% bzw. auch eine Steuer- und Sozialabgabenfreiheit für Ladestrom und die Nutzungsüberlassung betrieblicher Ladeeinrichtungen.

 

Der dritte Vortrag von Michael Schramek aus dem nordhessischen Jesberg, dem Gründer des bundesweiten Netzwerks intelligente Mobilität (NiMo), hat sich mit dem Thema Mobilität im ländlichen Raum beschäftigt. Es wurden Mobilitätsalternativen zur Nutzung des eigenen PKW aufgezeigt. Dazu gehören neben E-CarSharing mit Fahrzeugen unterschiedlicher Größe auch Pedelec- und E-Lastenrad- sowie Anhängerverleih, verschiedene Mitfahrangebote (Taxi- und Privat-PKW-Fahrgemeinschaften sowie Mitfahrbänke an den Ortsausgängen), sowie ein Mitbringdienst für Einkäufe.

 

Dabei zeichnete Michael Schramek das Bild der mobilen Zukunft. Digitalisierung, selbstfahrende Systeme und zunehmende Bedeutung des Klimaschutzes würden die Mobilität in den kommenden 15 Jahren komplett verändern, erklärte er: „Schon in wenigen Jahren werden keine neuen Automodelle mit Verbrennungsmotor für Diesel und Benzin mehr in Deutschland auf den Markt kommen.“ Außerdem werden sich immer mehr Menschen und Unternehmen Fahrzeuge teilen die je nach Bedarf stundenweise gemietet werden können.

Kostengünstiger, einfacher, umweltfreundlicher und gesünder

 Die Analyse in Michael Schrameks Heimatdorf Jesberg hat ergeben, dass dort viele Autos unter 5.000 km pro Jahr fahren, sie kosten den Besitzern insgesamt ca. 900.000 Euro pro Jahr. Würden sich alle Autofahrer zum Car-Sharing entscheiden, was gemäß einer ausführlichen Analyse möglich wäre, würden sich die Kosten auf nur noch 270.000 € pro Jahr reduzieren. Die ersten Schritte zur Umsetzung werden bereits getätigt. „Mobilität würde für alle viel, viel billiger sein“ bekräftigt Michael Schramek. Die Schnelldorfer Unternehmen können laut Michael Schramek auf einem derartigen Weg wesentlich unterstützen, er stellte fest: „Unternehmen haben echte Wettbewerbsvorteile durch intelligente Mobilität“

 

Ergänzung und nicht Konkurrenz zum ÖPNV

 Die Idee hinter Schrameks „RegioMobil“ ist: „Dort, wo der ÖPNV nicht ausreicht, um eine konkurrenzfähige Alternative zum Auto darzustellen, verbindet Regio.Mobil verschiedene Akteure, um eine effektive und damit kostengünstige Auslastung von CarSharing-Fahrzeugen zu ermöglichen. Mit dem Regio9er können Mitarbeiter bspw. ohne eigenes Auto gemeinsam zur Arbeit fahren, die Kosten teilen und durch die gemeinsame Nutzung eines 9-Sitzers die Umwelt schonen. Während und nach der Arbeitszeit steht das Fahrzeug am Arbeits- bzw. am Wohnort Dritten zur Verfügung.“ So können bei bestehenden Fahrgemeinschaften zur 30 km entfernten Arbeit ca 8.000 € gespart werden.

 

Ideen sind gefragt

Durch die Impulse der Referenten ergab sich eine rege Diskussion, wie Schnelldorf und die Region sich beim Thema Mobilität weiter entwickeln könnte. Viele Teilnehmer nahmen positive Impulse mit nach Hause, viele Denkanstöße, die bis dato noch nicht überlegt worden sind. Z.B. ist eine Idee, in Schnelldorf die Mitfahrgemeinschaften zur Arbeit näher zu untersuchen und die tatsächlichen Kosten zu analysieren, sowohl für die Mitarbeiter als auch fürs Unternehmen in Sicht auf Vorhalten von Parkplätzen etc., was natürlich noch untersucht werden muss. Dafür können auch entsprechende Beratungsgutscheine von der Bundesumwelt- und Bundesverkehrsministeriums Initiative „mobil gewinnt“ beantragt werden. (www.mobil-gewinnt.de)

Der Wirtschaftsförderer der Stadt Crailsheim Kai Hinderberger hat in der Diskussion dafür plädiert gemeinsam sowohl auf baden-württembergischer wie auch auf bayerischer Seite für die S-Bahn bis Crailsheim bzw. für eine deutliche Verbesserung der Bahnverbindung Nürnberg nach Stuttgart unter Einbindung von Schnelldorf zu „kämpfen“. Auch hat er erläutert dass man in Crailsheim schon einzelne Bausteine des von Herrn Schramek in seinem Vortrag vorgestellten Konzeptes testet wie z.B. die Mitfahrbank und man hier durchaus sehr offen ist für länderübergreifende Kooperationen, wenn die Tests erfolgreich verlaufen. Den Teilnehmern wurde deutlich, dass es immer einzelner mutiger Menschen mit Visionen bedarf, um voranzugehen und Projekte anzustoßen“, resümierte Moderator Pfarrer Wigbert Lehner.